Weit mehr als «Mir nach! Marsch!»

Wie Unternehmen von einer militärischen Führungsausbildung profitieren können

Führen im Militärdienst heisst nicht nur lernen, sondern auch trainieren und erleben. Das befähigt zum Führen in alltäglichen und kritischen Situationen auch im Zivilen, in Unternehmen, Verbänden und Verwaltungen. Personalverantwortliche sollten bei der Begutachtung von Bewerbungsdossier vermehrt darauf achten, was eine Kandidatin oder ein Kandidat aus dem Militärdienst einbringen kann.

Die militärisch geschulten Kader bieten ein Potenzial, an dem Wirtschaft und Gesellschaft nicht einfach vorbeischauen sollten. Militärische Führungsausbildung ist nicht nur das Erlernen von Führungsgrundsätzen und Führungsmethodik. Sondern sie beinhaltet auch deren Einüben in einem intensiven, aber klar abgesteckten Rahmen. In der Trainingsumgebung von Rekrutenschulen, Wiederholungs-, Fachdienst- und Stabskursen dürfen Fehler gemacht werden. Daraus lernt man bekanntlich am besten und die Kosten für Fehler fallen nicht bei den Unternehmen an.

Miliz fördert Erfahrungsaustausch

Darüber hinaus übernehmen Kader bereits in sehr jungen Jahren – meist ab 20 Jahren – direkte Verantwortung für Menschen und stärken so ihre Sozialkompetenz. Sie erlernen, erfahren und festigen also nicht nur das Führungsmanagement, sondern entwickeln auch eigentliche Leadership. Aus Führungspersonen werden Führungspersönlichkeiten.

Und sie verbinden sie mit ihrer Erfahrung aus ihrem zivilen Umfeld. Das ist der Vorzug einer Milizarmee. Schweizer Armeeangehörige profitieren von beiden Welten. Zivile Erfahrungen aus Beruf, Familie und Gesellschaftsleben bringen wichtige Impulse für den Umgang mit der Truppe, und umgekehrt. So ist die Milizarmee ein richtiggehender «melting pot» für unterschiedliche Erfahrungen und Kompetenzen, aus dem das grosse Potenzial von Führungskräften geschöpft werden kann.

In jungen Jahren viel Verantwortung

Nicht alles kann man in der Armee lernen. Aber man lernt, Herausforderungen zu akzeptieren, sie überlegt anzupacken und das Wichtigste: man verliert die Scheu vor der Übernahme von Verantwortung. 21-jährige junge Offiziere und Unteroffiziere führen rund 30 bis 40 Männer und Frauen unter widrigen Umständen durch heikle Situationen, wenn diese müde, hungrig und ausgelaugt sind, mit schwerem Gerät, explosiven Stoffen, in exponiertem Gelände, bei schlechter Witterung; 28-jährige Kompaniechefs organisieren für bis zu rund 200 Leute Dienstleistungen, entwerfen zusammen mit ihren Kadern Ausbildungs- und Trainingsprogramme, setzen Aufträge durch, sorgen für Gesunderhaltung ihrer Soldaten, sind 24 Stunden pro Tag für sie da. Bataillonskommandanten sind etwa 35 Jahre alt, wenn sie erstmals fast 900 Armeeangehörige führen. Im gleichen Alter sind die Stabsoffiziere einer Brigade oder einer Division, wenn sie die selbständige Leitung komplexer Abteilungen in einem Betrieb mit rund 14'000 Leuten übernehmen. Und weil sie Miliz sind, sind alle diese Kader auch in der Lage, ihr im Militär erworbenes Können in ihr berufliches Leben einzubringen.

Besonders interessant für Unternehmen mit internationalem Management: Die Kader unserer Armee bringen auch das Gespür für die hiesige Gesellschaft mit ihren verschiedenen Mentalitäten und Kulturen mit. Denn man trifft diese alle in unserer «citizens army» an und lernt mit ihnen umzugehen.

Kostengünstiger für Unternehmen

Und was sind die Kosten? Führungslehrgänge dauern oft lange. Die Armee ist besonders anspruchsvoll, sie fordert viel von ihren Kadern. Für Ausbildung und Trainings werden aber Abend- und oft auch Nachtstunden genutzt. Die Abwesenheit von Beruf, Familie und Gesellschaft wird so auf ein Minimum verkürzt, bei gleichbleibendem Output.

Finanziell gesehen sind militärische Führungskurse eine interessante Alternative zu zivilen Ausbildungsprogrammen. Die Lohnkosten während des Militärdienstes werden grösstenteils vom Staat zurückvergütet, in Form des Erwerbsersatzes. Fehler während Ausbildung und Training fallen, wie erwähnt nicht zulasten des Unternehmens. Und militärische Kader lernen früh, ihre eigene Stellvertretung zu organisieren, was sie auch im Zivilen anwenden können, wenn sie für den Militärdienst abwesend sind. So werden auch hier die Kosten in Grenzen gehalten.

Junge Leute mit militärischer Ausbildung sind für Unternehmen wertvoll. Weil sie Führung eben nicht nur lernen, sondern auch trainieren und erfahren. Darauf sollten Personalverantwortliche ein Auge werfen.

Stefan Wyer | KMES Partner